Im kommenden Sommersemester werde ich für 89 Tage Gastprofessor an der Uni Wien sein und biete folgende Lehrveranstaltungen an (Anmeldungen ab 1.2.2014):
Keiner sang mit den Sex Pistols so schön wie er: RIP Ronnie Biggs!
Zum Nachlesen:
Schindelbeck, Dirk: Ronnie Biggs Superstar - Vom Wert der Öffentlichkeitsarbeit beim Postraub, in: Schönberger, Klaus (Hg.): Vabanque. Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraubs. Berlin/Göttingen: Libertäre Assoziation/Schwarze Risse/Rote Straße, 2000, S. 64-77
online: https://dirk-schindelbeck.de/archives/355
Nicht gerade rosige Perspektiven sind es, die Thomas Konicz in einem für Telepolis verfassten Beitrag über die schöne neue Arbeitswelt im Zeitalter von Crowdsourcing und Cloudworking für die Zukunft entwirft. Und tatsächlich würde ich darin auch gerne mehr Überlegungen zu Möglichkeiten des Widerstands lesen, Konicz entwickelt nur an einer Stelle eine leise Andeutung:
Diese angestrebte Bindungslosigkeit des neuen Internetproletariats ist für die Unternehmen Segen und Fluch zugleich. Der Verzicht auf einen Arbeitsplatz mitsamt fester Anstellung, Büroflächen, Sozialabgaben und Arbeitsausrüstung lässt auch keinerlei Verbindlichkeit, Loyalitäten oder sonstiger Bindungsgefühle seitens des neuen digitalen Prekariats aufkommen. Eine Identifizierung des Tagelöhners mit dem Konzern - der für gewöhnlich eine spezifische Corporate Identity kreiert - ist somit nicht mehr möglich. Hierdurch fällt der Kernbelegschaft auch die Sicherung einer zuverlässigen Mitarbeit der Tagelöhner, mitunter der Qualitätskontrolle der abgelieferten Arbeit, sehr schwer.
Die niederösterreichische Ortschaft Marienthal erlangte durch die Studie Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langdauernder Arbeitslosigkeit (1933) eine traurige Berühmtheit; Science ORF berichtet nun, dass am 1. Oktober dort das Museum Marienthal eröffnet.
Lesenswertes Interview mit Ulrich Bröckling letzte Woche in der Zeit: Das Lob der Kreativwirtschaft klingt in meinen Ohren wie eine Identifikation mit dem Aggressor. Man feiert die Zumutungen, weil man sie nicht ändern kann.
Nächste Woche gibt's wieder mal eine interessante Sendereihe im Ö1-Radiokolleg (Mo-Do, 21.6.-24.6.2010, jeweils 9:05-9:30), diesmal zu Kommunikation statt Kommando? Arbeitsbilder im Postfordismus.
Peter Plöger hat ein auch auf eigener Erfahrung basierendes Buch zu den aktuellen Arbeitsverhältnisse[n] zwischen Selbstverwirklichung und Prekariat verfasst; im Interview mit dem Freitag skizziert er am Schluss eine positive und eine negative Utopie der Zukunft der Arbeit.
Plöger, Peter: Arbeitssammler, Jobnomaden und Berufsartisten: Viel gelernt und nichts gewonnen? Das Paradox der neuen Arbeitswelt. München: Hanser, 2010. [Verlags-Info]
In der aktuellen Ausgabe von Das Argument. Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften (Nr.283, 51.2009/5, S.847f) rezensiert Peter Bescherer ein Buch über Dynamiken der Prekarisierung und kommt zu folgendem Fazit: Über weite Teile des Buches tut Verf[asser]., was man von Soziologen erwarten darf: er sichtet Forschungsstände, diskutiert Typologien und entwirft eigene, operationalisiert und interpretiert. Das alles ist klar strukturiert und anschaulich dargestellt. Natürlich kann Prekarisierung in Bourdieus Begriffen vom Sozialraum, vom Habitus und von der Lebensstilpraxis klassenanalytisch erfasst werden; mit einem stärkeren Bezug zum marxschen Klassenbegriff und Orientierung auf Widerspruchsanalyse hätten aber auch die Gegenmachtpotenziale der unteren Klassen präzischer thematisiert werden können als es mit dem Instrumentenkasten Bourdieus möglich ist. - Schwer erträglich sind die vielen Fehler in Orthographie und Schriftsatz. Gerade im zweiten Teil des Buches kommt fast keine Seite ohne fehlende oder falsch platzierte Satzzeichen und Buchstaben, fehldeklinierte oder gar herumirrende Wörter aus. Eine üble Folge der Prekarisierung, dass Verlage die Redaktion Praktikanten überlassen oder eilig Honorarverträge vergeben.
Pelizzari, Alessandro: Dynamiken der Prekarisierung. Atypische Erwerbsverhältnisse und milieuspezifische Unsicherheitsbewältigung. Konstanz: UVK, 2009.
In der aktuellen Ausgabe von CSSH ist folgender Artikel erschienen:
Stanziani, Alessandro: The Traveling Panopticon: Labor Institutions and Labor Practices in Russia and Britain in the Eighteenth and Nineteenth Centuries, in: Comparative Studies in Society and History, 51.2009, S.715-741.
doi:10.1017/S0010417509990119
Between 1780 and 1787 Samuel and Jeremy Bentham were asked to manage a large Russian estate owned by Prince Grigorii Potemkin, one of the closest advisors of Catherine II. They had to face two related but distinct problems: Russian peasants were unskilled, while British skilled workers and supervisors were hard to control. It was the problem of controlling skilled English workers in Russia (and not the Russian serfs) that led the Bentham brothers to reflect on the relation between free and forced labor, and then between labor and society. Before and after Foucault, the Panopticon has been seen as a response to social deviance, and in relation to prisons and the emergence of a global surveillance system in modern societies. According to Foucault, the Panopticon is not just a model for institutions, but something whose principles are those of power in society at large. I want to challenge this view by arguing that the Panopticon project actually was a system for controlling wage labor, which drew inspiration from a particular image of Russian serfdom and from the Bentham brothers' experiences in that country. Those experiences have been the subject of several papers and books. The first aim of this paper is not to recall these, but rather to integrate them into a broader intellectual debate. In particular, I will evoke the origins of the Benthams' experiences in Russian, British, and European debates of the period about the legal status of labor. The way that “western” thought conceived of labor in general and positioned itself vis-à-vis Russia necessitates a reexamination of the thesis that the principal schools of western thought were misunderstood in Russia. I will argue, instead, that Russian authors and reformers relied on ambiguities in western thinking about labor when they advanced their own images of serfdom and proposals for reform.