Im übrigen finde ich es begrüßenswert, dass nunmehr ein recht umfangreicher Artikel zur Geschichte des Wiener Salzamts erschienen ist:
Körbl, Hansdieter: „Wenden sie sich an das Salzamt“. Die lange Geschichte des Salzamts in Wien, in: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 74.2018, S. 49-110.
adresscomptoir -
Alltag - Sa, 22. Dez. 2018, 13:39
Existierte eine Linke, müßte ihre Forderung heißen: Offene Grenzen. [Absatz] Das würde auf keinen Fall gemütlich. Die Ankommenden werden keine übertrieben netten Menschen sein. Sie bringen nicht Kultur mit, sondern Haß und Hunger. Sie werden diese Gesellschaft vor die Alternative stellen, ob sie sich ändern oder zusammenbrechen will. Aber vor dieser Alternative steht sie sowieso. Nur daß nichts bleibt, wie es ist, ist sicher. (S.19)
Ich weiß nicht, ob der heute verstorbene Wolfgang Pohrt diese bereits 1993 veröffentlichte Position so auch noch 2018 vertreten hat. Dafür, sie in dieser Deutlichkeit zur Diskussion gestellt zu haben, gebührt ihm Dank. Lernen ließ sich von seinen Polemiken auf jeden Fall auch als Historiker, sonderlich optimistisch war sein Verständnis von Geschichte nun wirklich nicht:
Seit jeher rotten die Menschen sich in irgendwelchen partikularen Gebilden zusammen, in Sippen, Stämmen, Völkern, Nationen, Staaten. Getrennt vereint fallen sie dann übereinander her. Dies einfallslose Spiel, das man Geschichte nennt, spielen sie nun schon seit mehreren tausend Jahren. Derzeit spricht nichts dafür, daß ihnen ein neues einfallen würde. (S. 206)
-Hier ließe sich allenfalls ergänzen, dass im Unterschied zu Pohrt bei Marx noch die Hoffnung bestand, die beschriebene Ödnis einmal zur Vorgeschichte einer besseren Zukunft herabzustufen.
Pohrt, Wolfgang: Harte Zeiten. Neues vom Dauerzustand. Berlin: Edition Tiamat, 1993.
adresscomptoir -
Politik - Fr, 21. Dez. 2018, 22:26
Mein vor einiger Zeit für den
Augustin auf Grundlage von Stephan Steiners Habil verfasster Beitrag über den "Temesvarer Wasserschub", die längste Deportationsmaßnahme, die jemals in Mitteleuropa stattfand, ist nun auch online verfügbar:
https://www.augustin.or.at/zeitung/tun-und-lassen/abschiebung-ueber-die-donau.html
adresscomptoir -
Oesterreich - Di, 18. Dez. 2018, 09:37
Frisch erschienen:
Cargnelli, Christian/Ehs, Tamara/Tantner, Anton: Organisierung prekärer Arbeit an österreichischen Universitäten. Das Beispiel der IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen, in: Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 193, 48.2018, S. 641-661.
DOI:
https://dx.doi.org/10.32387/prokla.v48i193.1150
Abstract:
Die 1996 in Österreich gegründete Interessengemeinschaft LektorInnen und WissensarbeiterInnen setzt sich gegen die zunehmende Prekarisierung der Lebens- und Arbeitverhältnisse der an den österreichischen Universitäten tätigen Lehrenden und Forschenden ein. Der Beitrag beschreibt deren Situation, setzt sich mit wissenschaftlichen Thematisierungen des Prekariats auseinander und nennt Herausforderungen, mit denen die Organisierung prekärer Arbeit konfrontiert ist.
adresscomptoir -
Arbeit - Di, 18. Dez. 2018, 08:56
Oh wie schön, im Sumpf erinnerte vorhin Thomas Edlinger an ein kluges Wort von Dietmar Dath zu Slayers
Reign in Blood:
politisch war's ganz große Scheiße, aber wer DAS nicht erlebt, geliebt, verehrt hat, soll sich eine Hirtenflöte in den Darmausgang rammen und die eigene Zunge zerkauen. Sinnloser Hass auf alles: ein GANZ wichtiger Ausgangspunkt für jeden normalen Menschen im 20. Jahrhundert
Zitiert nach
https://metal-matters-conference.blogspot.com/2012/04/vom-rezensionswesen.html
adresscomptoir -
Widerstaende - So, 16. Dez. 2018, 22:01
Gestern starb Horst Herold, der von Amts wegen 1968 darum Bescheid wusste, dass das "maschinelle Sein das polizeiliche Bewußtsein bestimmt" und der 1980 schrieb:
Die Grenzenlosigkeit der Informationsverarbeitung wird es gestatten, das Individuum auf seinem gesamten Lebensweg zu begleiten, von ihm laufend Momentaufnahmen, Ganzbilder und Profile seiner Persönlichkeit zu liefern, Lebensformen und Lebensäußerungen zu registrieren, zu beobachten, zu überwachen und die so gewonnenen Daten ohne die Gnade des Vergessens ständig präsent zu halten. Die Gefahren des 'großen Bruders' sind nicht mehr bloß Literatur. Sie sind real.
Horst Herold, Polizeiliche Datenverarbeitung und Menschenrechte, 1980, zitiert nach Süddeutsche Zeitung, 7.6.2014.
adresscomptoir -
Kontrolle - Sa, 15. Dez. 2018, 12:51
Heute ist mein Beitrag zum famosen Wichtelzopf im
Presse-Spectrum (Paywall) zu lesen; denn wisset: Habsburgische Kommissare fanden 12 Jahre vor Kant ihre eigene Antwort auf die Frage: Was ist Aufklärung?
Sehr fein, wer die Erkenntnisse bisheriger Hausnummernforschung komprimiert in Form eines Enzyklopädie-Artikels lesen möchte, hat ab sofort die Gelegenheit dazu, denn die
Enzyklopädie der Neuzeit Online beherbergt nun auch das Lemma Hausnummer (Paywall)!
adresscomptoir -
Hausnummerierung - Fr, 14. Dez. 2018, 14:39
Annavarapu, Sneha: “Where do all the lovers go?” – The Cultural Politics of Public Kissing in Mumbai, India (1950–2005), in: The Journal of Historical Sociology, 31.2018, S. 405-419,
https://doi.org/10.1111/johs.12205
Abstract:
Public expressions of sexual intimacy have often been subject to moral censure and legal regulation in modern India. While there is literature that analyzes the cultural‐political logics of censorship and sexual illiberalism in India, the discourses of sympathy towards public displays of intimacy has not received as much critical attention. In this paper, I take the case of one representative discursive space offered by a popular English newspaper and show how the figure of the ‘kissing couple’ became an important entity in larger discussions about the state of urban development, the role of pleasure in the city, and the imagination of a “modern” Mumbai.
- Eine Welt, in der geschichtswissenschaftliche Fachzeitschriften solche Artikel veröffentlichen, kann doch nicht ganz schlecht sein, oder? Besser wäre diese Welt selbstredend, wenn solches Wissen Open Access verfügbar wäre.
adresscomptoir -
Alltag - Di, 11. Dez. 2018, 10:10
Letzte Woche beschäftigte sich die Ö1-Sendereihe
Betrifft Geschichte unter dem Titel
Österreich als Vorreiter? mit
20 Jahre Kunstrückgabegesetz in Österreich, Interviewpartner dafür war der Provenienzforscher Leonhard Weidinger. (5 mal 5 Minuten)
adresscomptoir -
HistorikerInnen - Mo, 10. Dez. 2018, 09:41
Eigentlich dachte ich ja, Martin Leidenfrosts Kreuzritter-Kolumne in der österreichischen Tageszeitung
Die Presse sei ein Satireprojekt, dem es darum ginge, durch wahnwichtelhafte karikierende Darstellung konservativer Positionen seine LeserInnenschaft zu provozieren und gegen sich aufzubringen. Letzteres scheint ja durchaus gelungen zu sein, die Presse hat zuletzt die Kolumne eingestellt; seine Expedition Europa-Kolume, die nicht nur in der Presse, sondern auch im
Neuen Deutschland erschien, wird nun in letzterem eingestellt, anscheinend ist Leidenfrost doch noch nicht bereit, sein Satireunternehmen auffliegen zu lassen; oder hat er es etwa ernst gemeint? Kaum denkmöglich!
adresscomptoir -
Politik - So, 9. Dez. 2018, 11:00
Kommenden Mittwoch hält die Historikerin Theresa Adamski an der Uni Wien folgenden Vortrag:
Geschlechterdiskurse und wirtschaftliches Denken in der Internationalen Arbeiter-Assoziation der Zwischenkriegszeit
Zeit: Mi 12.12.2018, 18:30
Ort: Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30
Ankündigung:
1922 schlossen sich Arbeiter_innenorganisationen, die sich selbst als Vertreterinnen des revolutionären Syndikalismus und Protagonist_innen der antiautoritären Gewerkschaftsbewegung verstanden, zur Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) zusammen. In ihren Statuten erklärte die IAA, sich „gegen die Offensive des Kapitalismus“ und „gegen die Politikanten aller Nüancen“ zu richten. Jedes Mitglied müsse sich bewusst sein, dass „die endgültige Befreiung der Arbeiter“ nur dann möglich sei, wenn die Arbeiter selbst „vom Grund und Boden sowie von den Fabriken“ Besitz ergreifen und diese „in dem Sinne […] verwalten, daß die Produktion fortgesetzt werden kann.“ Dieses wirtschaftliche Denken bildete die Basis der Zukunftsgenerierungen und der Handlungsaufrufe revolutionärer Syndikalist_innen. Ausgehend von der Annahme, dass die Herstellung und Reproduktion der sozial erwünschten Geschlechterordnung elementarer Bestandteil des Wirtschaftens war, stellt der Vortrag die Wechselwirkung der Kategorien Arbeit, Wirtschaft und Geschlecht dar. Als Quellen dienen dabei Publikationen der IAA und ihrer Unterorganisationen.
Zur Vortragenden:
Theresa Adamski ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Geschichte der Universität Wien und arbeitet derzeit an ihrer Dissertation zu Wirtschaft, Arbeit und Geschlecht in revolutionär-syndikalistischen Arbeiter_innenbewegungen der Zwischenkriegszeit. Sie hat Studien in Geschichte und Architektur abgeschlossen und studiert Gender Studies mit den Schwerpunkten Dis/Ability Studies und Science and Technology Studies. Theresa Adamski ist außerdem Schlagzeugerin, Gitarristin und Sängerin und hält feministische Band-Workshops.
https://ifg.univie.ac.at/news-events/einzelansicht/news/vortrag-bei-gam-12-dezember-2018/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=a6a9e75abbc49d0669396180a9c55b0d
adresscomptoir -
Arbeit - Sa, 8. Dez. 2018, 10:57