Aufklaerung_Romantik
Scheint ja ganz gut geworden zu sein, die Mozart-Ausstellung in der Wiener Albertina, zumindest ist der
Standard durchaus angetan, in ähnlichem Tenor wird der Kurator
Herbert Lachmayer als Kopf des Tages porträtiert (vgl. auch dieses
Interview von Ulrich Weinzierl in der Welt). Weniger begeistert ist die
Presse, ihr ist alles zuviel und zu konfus. Tja lieber Norbert Mayer, Geschichte ist nun mal so komplex wie das Leben, wer's einfacher haben möchte, sollte lieber gar nicht anfangen, sich damit zu beschäftigen.
Ich bin jedenfalls gespannt darauf, mir dann im April, wenn ich kurz in Wien bin, das ganze anzuschauen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog und ein nicht weniger als 900 Seiten umfassender Essayband, in dem sich auch ein Beitrag von mir befindet, der sich u.a. mit Mozarts Hausnummern und weiters mit der Hausnummer eines Hermaphroditen beschäftigt. Einen Vorgeschmack darauf habe ich letzen November
hier im Adresscomptoir veröffentlicht.
In der Pariser Bibliothèque Nationale hat am 1. März die Ausstellung
Lumières! Un héritage pour demain eröffnet; die dunklen Seiten der Aufklärung, geschweige denn die Philosophie des eminenten Aufklärers Marquis de Sade kennt diese Jubelschau nicht. Es ist, als ob die Forschung der letzten Jahrzehnte komplett ignoriert wird, was die Anschaulichkeit der durchaus bedacht ausgewählten Objekte nicht schmälern soll. Ich bin ja gespannt, ob die am 16. März in der Wiener
Albertina beginnende Ausstellung des
Daponte-Instituts Mozart. Experiment Aufklärung - an dieser habe ich am Rande mitgearbeitet - besser wird.
Zwei weitere der genannten Emigranten, Johann Georg Wiedemann und Franz Xaver Huber waren an gegen die österreichische Regierungspolitik gerichteten Zeitungsprojekten beteiligt: Ersterer war Redakteur der während der Besatzung von 1809 unter französischer Aufsicht erscheinenden Wiener Zeitung1, Franz Xaver Huber, der bereits seit der Regierungszeit Joseph II. gegen die feudale Opposition publizistisch gekämpft hatte, gab 1809 gemeinsam mit dem bayrischen Hofbibliothekar und Schriftsteller Johann Christoph Freiherr von Aretin die von Bayern aus lancierte Zeitschrift Der Morgenbote heraus2, in der der von österreichischen Politikern begonnene Krieg gegen Napoleon als Krieg der Barbarei des Mittelalters gegen die hellen Begriffe des neuen Jahrhunderts, als Krieg der Dummheit und des Übelwollens gegen den Verstand und die Philantropie bezeichnet wurde.3 Friedrich Ludwig Lindner wiederum arbeitete während seiner zeitweisen Wienaufenthalte unter anderem an dem von Joseph von Schreyvogel herausgegebenen Sonntagsblatt mit und wurde gemeinsam mit anderen Mitarbeitern des Sonntagsblatts der Kollaboration mit den französischen Truppen während der Besatzung von 1809 verdächtigt.4 Der ungarische Literat Johann Batsányi, der bereits wegen Teilnahme an der "Jakobinerverschwörung" von Ignaz Joseph von Martinovics zwei Jahre im Spielberger Gefängnis verbringen hatte müssen, hatte 1805 die Schriftstellerin Gabriele von Baumberg geheiratet und war 1809 nach Paris geflüchtet, weil er - vermutlich zu Unrecht - beschuldigt wurde, eine napoleonische Proklamation ins Ungarische übersetzt zu haben; 1815 in Paris verhaftet und nach Österreich ausgeliefert, wurde er nach Linz verbannt.5 Im Gegensatz zu Batsányi kehrte der Statistiker Johann Andreas von Demian in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr nach Österreich zurück; in den Rezensionszeitschriften schon vor seiner Auswanderung wegen seiner oft fehlerhaften Kompilationen kritisiert, blieb auch in Wien nicht unbeachtet, dass er in einem 1810 erschienenen Artikel die Auffassung vertrat, die österreichische Monarchie sei in den Vorurteilen des Mittelalters befangen.6
1 Wagner, Karl: Die Wiener Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1808 und 1809, in: Archiv für Österreichische Geschichte 104 (1915) S. 197-401, hier 285 f.; Wurm, Alfred: Die amtliche Pressepolitik während der napoleonischen Besetzung Wiens 1805/09 (An Hand der k. k. privilegierten Wiener Zeitung). Dissertation Universität Wien 1947, S. 89 f.
2 Wagner, Wiener Zeitungen, S. 316-382; Bodi, Leslie: Tauwetter in Wien. Zur Prosa der österreichischen Aufklärung 1781 - 1795. Wien/Köln/Weimar 21995, u. a. S. 296-311, 403-405.
3 Zit. nach Wagner, Zeitungen, S. 359.
4 Ebd., S. 318-320; Allgemeine Deutsche Bibliographie. Leipzig 1875-1912. Bd. 18. Leipzig 1883, S. 703 f.
5 Zu Batsányi (alternativ auch János Bacsány) vgl. Farkas, Margarethe: Gabriele Batsányi geb. Baumberg. Ihr Leben und dichterisches Schaffen. Dissertation Universität Wien 1949, S. 7-15, die neben Briefen u. a. einen Artikel Wertheimers in der Neuen Freien Presse von 1884 (Nr.7194) heranzieht.
6 Zu Demian: Czikann, Johann Jacob Heinrich / Gräffer, Franz (Hrsg.): Oesterreichische National-Encyklopädie. Wien 1835-1837, Bd.1, S. 694 f.; Wurzbach Ritter von Tannenberg, Constantin: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (=Wurzbach) Wien [u. a.] 1856-1891, Bd.3, S. 235-237; Rezension der Zeitschrift Europäische Annales in: Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes, Dezember 1810, S. 490.
Mehr zum Thema: Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Ironieverlust und verleugnete Rezeption: Kontroversen um Romantik in Wiener Zeitschriften, in: Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien, Wiener Universitätsverlag, 2006 im Erscheinen, S. 47-120.
Von den Gelehrten, die um 1808 Österreich verlassen, soll im Folgenden insbesondere Josef August Schultes (1773 - 1831) kurz charakterisiert werden:
Schultes hatte in Wien beim Mediziner Johann Peter Frank promoviert und war vor allem als Botaniker und Reiseschriftsteller bekannt geworden, als er 1802 die Rezensionszeitschrift Annalen der österreichischen Literatur und Kunst mitgründete und bis 1805 auch leitete. 1806 übernahm er eine Professur für Chemie und Botanik an der Universität Krakau, im Jahr darauf verließ er Österreich und wurde im damals zu Bayern gehörigen Innsbruck Professor für Botanik. Wegen seiner pronapoleonischen Haltung im Tiroler Aufstand 1809 verhaftet und gemeinsam mit anderen bayrischen Beamten nach Ungarn deportiert, wurde er nach seiner Freilassung Professor für Naturgeschichte und Botanik an der Universität Landshut. Dort besorgte er eine neue Ausgabe von Linnés Systema vegetabilium und kämpfte wie schon zur Zeit seiner Herausgeberschaft der Annalen gegen die auch in Landshut stark vertretene Romantik, indem er unter anderem erfolgreich die Berufung von Johann Nepomuk von Ringseis zum Professor für Medizin an die Universität Landshut verhinderte. Ringseis revanchierte sich, indem er die 1826 erfolgte Verlegung der Universität von Landshut nach München mitbetrieb; Schultes blieb in Landshut bis zu seinem Tod nur mehr die Leitung der chirurgischen Schule überlassen.1
Schultes Reiseberichte beinhalteten zwar in romantischer Manier gehaltene Landschaftsschilderungen, zugleich benutzte er aber diese Gattung für entschieden aufklärerische und antiklerikale Kritik an Missständen in den von ihm durchreisten Landstrichen. In seiner in Briefform gehaltenen Beschreibung Galiziens beschäftigte sich Schultes mit den ökonomischen Ursachen der von ihm abgelehnten Branntweinproduktion genauso wie mit der aus seiner Sicht absolut untragbaren hygienischen Lage der polnischen Bauern. Deren Charakterisierung als sich im Kothe wälzende, in einem Chaos von Dörfern wohnende Landbevölkerung, die sich ihre Haare nie auskämmen und die Kinder am Schulbesuch hindern würde2, stand in einer langen Tradition, die keineswegs auf Galizien beschränkt war: Bereits die theresianischen Offiziere hatten in den von ihnen verfassten politischen Anmerkungen zur Seelenkonskription von 1770/72 die bäuerliche Bevölkerung der von ihnen erfassten Gebiete in ähnlichen Begriffen beschrieben und als tierhaft dargestellt, mit dem Ziel, aufklärerische Reformen anzustoßen.3 Im Gegensatz zu dem in den Annalen wegen seiner antijüdischen Haltung kritisierten Joseph Rohrer, der die jüdische Bevölkerung als schädlich für Galizien betrachtete4, differenzierte Schultes zwischen der städtischen und der ländlichen jüdischen Bevölkerung und betonte, dass insbesonders letztere die Einzigen seien, die in ländlichen Gegenden für die Verbreitung der Industrie sorgten. Die Klassifizierung der Juden nach dem Kriterium ihrer Nützlichkeit für den Staat wurde von ihm damit nicht in Frage gestellt, und beim Vergleich zwischen jüdischer und nichtjüdischer polnischer Bevölkerung hielt Schultes es für angebracht, als Argument für die Juden die polnischen Bauern zumindest physiognomisch auf eine Stufe mit Affen zu stellen: Vergleichen Sie weiter die Gesichtsbildung der pohlnischen Juden mit den Bauern von Galizien, und Sie werden sehen, dass das einen Menschen mit einem Orang-Outang zusammenstellen heisst.5
1 Zu Schultes vgl. Czikann, Johann Jacob Heinrich / Gräffer, Franz (Hg.): Oesterreichische National-Encyklopädie. Wien 1835-1837. Bd.4. Wien 1836, S. 605 f.; Wurzbach Ritter von Tannenberg, Constantin: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (=Wurzbach) Wien [u. a.] 1856-1891. Bd.32. Wien [u. a.] 1876, S. 171-177; Meißnitzer, Alois: Die Annalen der österreichischen Literatur. Eine Monographie. Dissertation Universität Wien 1935, S. 38-42; Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 - 1950 (=ÖBL) Wien 1956 ff., Bd.11. Wien 1999, S. 338 f.; Sutner, Gotelinde: Josef August Schultes (1773-1831). Medizinische und naturwissenschaftliche Beobachtungen in seinen Reisebeschreibungen (=Schriftenreihe der Münchener Vereinigung für Geschichte der Medizin e. V. 20) Gräfeling 1987; zu Ringseis: Bautz, Friedrich Wilhelm / Bautz, Traugott (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Herzberg 1975-2002. Bd.8. Herzberg 1994, Sp. 380-384.
2 Schultes, Josef August: Ueber die Art in Galizien zu reisen, mit Bemerkungen über den Charakter der Einwohner dieses Landes. (An den Herrn Jos. Köderl. Brief des Hrn. Drs. Schultes, Prof. der Chymie und Botanik an der Universität zu Krakau), in: Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthumes, Intelligenzblatt, September 1807, Sp. 97-116. Branntweinproduktion: Sp. 100-104; Kot: Sp. 101, Chaos: Sp. 102, Haare: Sp. 101, Schulbesuch: Sp. 103f.; vgl. auch seinen Beitrag im Intelligenzblatt der Annalen vom März 1807, Sp. 97-110.
3 Vgl. z.B. die politischen Anmerkungen für Niederösterreich: Hochedlinger, Michael / Tantner, Anton (Hg.): "der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig". Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1770 - 1771. (=Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs; Sonderband Nr.8). Innsbruck u.a. 2005, S. 98-121.
4 Siehe die Rezension seines Reiseberichts in: Annalen, Februar 1805, S. 107. Vgl. auch die Rezension seines 1804 erschienenen "Versuches über die jüdischen Bewohner der österreichischen Monarchie" in: Annalen, Dezember 1808, S. 252-256.
5 Schultes, Brief an Köderl, Annalen, Intelligenzblatt, September 1807, Sp. 105-107, Zitat Sp. 106.
Mehr zum Thema: Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Ironieverlust und verleugnete Rezeption: Kontroversen um Romantik in Wiener Zeitschriften, in: Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien, Wiener Universitätsverlag, 2006 im Erscheinen, S. 47-120.
Um 1808 ziehen RomantikerInnen wie Friedrich Schlegel und Adam Müller auf der Suche nach Posten nach Wien; gegen Napoleon und dessen Façon von Aufklärung wollen sie kämpfen und sich dafür der kataholischen Großmacht Österreich anschließen. In der Literatur wurde diese romantische Zuzugsbewegung bereits wiederholt als Einzug der Romantiker in Wien1 beschrieben; ungleich seltener wurde beachtet, dass manche Schriftsteller damals aus politischen Gründen Österreich verließen. Dass nicht erst im Vormärz, sondern schon in den Jahren, in denen die Romantiker und Romantikerinnen nach Wien kamen, Intellektuelle, Schriftsteller und Wissenschafter von dort wegzogen beziehungsweise flüchteten, wurde von den Literatur- wie Geschichtswissenschaften zumeist ignoriert, obwohl zeitgenössisch diese intellektuelle Abwanderungsbewegung sehr wohl wahrgenommen und zumindest aus der Perspektive einer habsburgischen Wissenschaftspolitik in der Regel auch gutgeheißen worden war.
Dieser keineswegs homogenen Gruppe von Emigranten wurde von offizieller Seite teils zu Recht vorgeworfen, antipatriotisch und profranzösisch zu sein; ihr gehörten unter anderen Josef August Schultes, János Bacsányi, Johann Andreas Demian, Franz Xaver Huber, Friedrich Ludwig Lindner sowie Johann Georg Wiedemann an.
Die österreichischen Zeitschriften hatten für diese Schriftsteller nur Häme übrig: Welche Lücken hat nun die österreichische Literatur durch diesen Verlust gelitten? und welchen das Vaterland?, so fragte 1810 ein Artikel in den Vaterländischen Blättern, und setzte fort: – Oder ist es nicht viel mehr Gewinn, Menschen entfernt zu wissen, die nur ihr Vaterland lieben, wenn ihm die Sonne des Glücks leuchtet, und die zu einem fremden, feindseligen Interesse übergehen, wenn diese Sonne hinter eine Wolke tritt?2
1 So z.B. bei Wagner, Karl: Der Einzug der Romantiker in Wien und die Wiener Presse, in: Die Kultur. Zeitschrift für Wissenschaft, Literatur und Kunst 9.1908, S. 322–329.
2 Einige Notizen, über die Schriftsteller, welche nach dem letzten Kriege aus den österreichischen Staaten freywillig auswanderten, in: Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, 16. März 1810/20. März 1810, Nr.65–67, S. 384 f. Namentlich genannt wurden in diesem Artikel Batsányi, Demian, Huber, Lindner, Wiedemann; Schultes wurde anlässlich eines Neuabdrucks dieses Artikels in dem von Hormayr herausgegebenen Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst angegriffen: Literarische Notizen, in: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, 11./13. April 1810, Nr.44/45, S. 196–199 sowie: Einige Worte zur Charakteristik der Zeitschriften und der Zeit, in: Ebd., 16./18. Mai 1810, Nr.59/60, S. 263–268.
Mehr zum Thema: Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Ironieverlust und verleugnete Rezeption: Kontroversen um Romantik in Wiener Zeitschriften, in: Aspalter, Christian / Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien, Wiener Universitätsverlag, 2006 im Erscheinen, S. 47-120.
Schön langsam kündigt er sich an, ein von mir mitherausgegebener Sammelband, der wegen Finanzierungsproblemen mit großer Verzögerung erscheint:
Paradoxien der Romantik heisst er und beinhaltet die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das sich mit der wechselvollen Geschichte der Romantik in Wien Anfang des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat (
Projekthomepage). Ich selbst bin ja während der Arbeit an diesem Projekt zum Fan der Wiener Spätaufklärer geworden, die die nach Wien einreisenden Romantiker (z.B. Friedrich Schlegel oder Adam Müller) zum Teil mit deren eigenen Methoden bekämpft haben; besonders
Joseph Schreyvogel, der Karl Kraus des frühen 19. Jahrhunderts, hat es mir angetan. Ich plane auch, demnächst ein paar Ausschnitte aus meinem Beitrag zum Band in diesem Weblog zu veröffentlichen.
Wer will, kann den Band zum Vorzugspreis von 35,1 Euro beim Verlag vorbestellen,
Bestellformular mitsamt Inhaltsverzeichnis (PDF) gibt es auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik.
Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hrsg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien: WUV, 2006.
Ich schätze sie sehr, die wenigen profranzösischen Intellektuellen, die zuerst die französische Revolution und später dann Napoleon unterstützten.
Carl Friedrich Cramer (1752-1807) war einer von ihnen, die Zeit bringt anlässlich des 14. Juli ein Porträt. Was in der Onlinefassung im Gegensatz zur Printfassung (Die Zeit, 29/2005, S.86) fehlt: Der Hinweis auf eine Neuerscheinung zu Cramer:
Schütt, Rüdiger (Hrsg.): "Ein Mann von Feuer und Talenten": Leben und Werk von Carl Friedrich Cramer. Göttingen: Wallstein, 2005.
Wenn es Kunst gibt, die ich für abgrundtief hässlich halte, dann ist es die der Nazarener: Schreckliche Andachtsbilder, religiöser Kitsch. Man kann das natürlich auch so ausdrücken, wie die
NZZ in ihrer heutigen Ausgabe, die die
Nazarener-Ausstellung in der Frankfurter Schirn Kunsthalle rezensiert: Es sind Werke,
die allerdings tatsächlich das tun, was man von einem Avantgardekunstwerk erwartet: Sie schockieren das kunstsinnige Auge.
Avantgardekunstwerk, na, ich weiss nicht. Wobei ich mir ja durchaus einreden lasse, dass die Organisationsform der betreffenden Künstler, ihr gleichmäßiger, am Mittelalter - oder das was sie dafür hielten - orientierter Kleidungsstil modern waren, aber was heisst das schon. In Reminiszenz an das Projekt
Die Spur der Romantik in Wien, an dem ich 1999-2002 beschäftigt war, habe ich mir in Frankfurt Anfang Juni die Ausstellung jedenfalls angeschaut; interessant daran fand ich den Hinweis auf den Maler Johann Konrad Hottinger (1788-1828), der zwar zunächst in den nazarenischen Lukasbund aufgenommen wurde, dann aber zum Dissidenten wurde und den Bund wieder verließ.
Gleichzeitig in der Schirn zu sehen: Die Ausstellung
Wunschwelten - Neue Romantik in der Kunst der Gegenwart.
Konkret 7/2005 (S.50f) bringt einen Verriss.