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Hausnummerierung

Donnerstag, 27. November 2008

Auch ein Ehrenamt: Hausnummerntaskforce in Lohr

Laut Tagesspiegel träumt ja Bernhard Wittstock - Herr über die Hausnummer in Berlin-Mitte - von einem Nummernkommando, Menschen also, die nach draußen gehen und {Haus}Nummern überprüfen.
Wittstock verwirft diesen Traum; in der Stadt Lohr am Main wurde er vor kurzem Wirklichkeit, wie die Mainpost berichtet. Ermöglicht wurde dies durch die Lohrer Ehrenamtsbörse: Etwa zwei Dutzend Freiwillige sind die Straßen, Gassen und Plätze Lohrs abgelaufen. Das Ergebnis ist so erschreckend, wie es der Initiator der Aktion, Joachim Salzmann, befürchtet hatte. (...) „Wenn wir davon ausgehen, dass im Durchschnitt in jedem Haus vier Personen leben, wären nach der Auswertung der Hälfte des Stadtgebiets bereits 1800 Personen gar nicht oder erst mit Verzögerung zu finden“, gibt Joachim Salzmann zu bedenken.

Vgl. dazu auch die Ankündigung der Aktion im Lohrer Echo.

Sonntag, 23. November 2008

Tagesspiegel zur Hausnummerierung

Im Berliner Tagesspiegel gibt es heute anlässlich Bernhard Wittstocks Hausnummern-Werk einen längeren Artikel, in dem ein paar Wortspenden auch von mir sind.
Mal abgesehen davon, dass Carl von Linné zu einem Peter Lenné wurde, ist es mir selbstredend ein Anliegen klarzustellen, dass die Gemeinde der HausnummernforscherInnen nicht nur aus Bernhard Wittstock und mir besteht: Denn da gibt es ja nun mal seit kurzem Hartmut Nolte, dann in Düsseldorf Heike Blumreiter und in Augsburg Wilfried Matzke. Und dem Vernehmen nach lebt in Paris noch die verdienstvolle Jeanne Pronteau, die bereits 1966 Les Numérotages des Maisons de Paris du XVe Siècle à nos Jours verfasste.

Samstag, 22. November 2008

Hausnummerierung in Heiligenhaus, Teil 2

Soda, ich habe nunmehr (vgl. hier) die neue Ausgabe von Cis Hilinciweg erhalten und kann brühwarm die Erkenntnisse von Hartmut Nolte referieren. Demnach wurde in Heiligenhaus erst verhältnismäßig spät die Hausnummerierung eingeführt und das System der straßenweisen Nummerierung sollte sich nur schrittweise durchsetzen: Erstmals vergeben wurden die Hausnummern in Heiligenhaus sowie in den "Honnschaften" Hasselbeck, Hetterscheidt, Isenbügel, Leubeck, Oefte und Tüschen erstmals zwischen 1816 und 1840; näher lässt sich dies anscheinend nicht bestimmen. Bereits 1852 mußte laut Ratsprotokollbuch der Stadt Velbert (zu dieser gehörte Heiligenhaus bis 1897) eine Umnummerierung angeordnet werden, weil sich anlässlich einer für Besteuerungszwecke durchgeführten Volkszählung ergeben hatte, dass die Hausnummern außerordentlich durcheinanderlaufend seien. Die mit der Aufnahme beauftragten Personen haben sich fast nicht zu recht finden können: theils fehlen die Hausnummern auf einem großen Theile der Häuser, theils sind solche durch die jährlichen Neubauten[,] (...) so schlecht zu finden, daß die mannigfaltigsten Schwierigkeiten u. Irrungen entstanden. (S.28)
1877 war dann die nächste Umnummerierung an der Reihe, diesmal wurden Hausnummernschilder an den Häusern angebracht, die von der Firma J. Krieger in Dortmund zum Preis von 38 Pfennig pro Stück angekauft werden sollten. Nun wurde erstmals zumindest ansatzweise die wechselseite Nummerierung eingefuehrt: Die Häuser auf der nördlichen Seite der Heiligenhauser Hauptstraße bekamen ungerade, die auf der südlichen Seite gerade Hausnummern verpasst. (S.30) Ein wichtiger Schritt in Richtung straßenweise Nummerierung erfolgte dann ab 1892, als etliche Straßen benannt wurden und entsprechende Hausnummern vergeben werden konnten; (S.31) immer noch gab es aber Häuser, die die (ortschaftsweisen) "Honnschafts-Hausnummern" trugen. (S.32) Sie lagen vor allem in den ländlichen Gegenden außerhalb des Stadtkerns und wurden erst 1959/60 auf die straßenweise Nummerierung umgestellt. (S.34)

Nolte, Hartmut: Die Geschichte der Hausnummern in Heiligenhaus, in: Cis Hilinciweg, Nr.11, 2008, S. 27-35.

Mittwoch, 19. November 2008

Einführung der Orientierungsnummerierung in Brünn, 1866

Wenn ich schon in dieser Stadt bin, dann dürfen auch Informationen zur Hausnummerierung nicht fehlen. Dass die Konskriptionsnummern wie auch sonst in den österreichischen und böhmischen Ländern 1770/71 eingeführt wurden, geht ja u.a. aus meiner Dissertation hervor. Seltsam ist, dass ich bislang (im Gegensatz etwa zu Prag) keine Überreste alter Konskriptionsnummern finden konnte; nur die neuen sind fast überall an den Häusern angebracht (vgl. hier).
Was nun die straßenweisen Orientierungsnummern betrifft, so wurden diese 1866 eingeführt:
Die großen Mängel in der bestehenden Häusernummerirung der kön. Landeshauptstadt Brünn haben den Gemeindeausschuß bestimmt, eine neue Nummerirung der Häuser vornehmen zu lassen und hat die hohe k.k. mähr. Statthalterei mit dem Erlasse vom 24. Mai l.J. {gemeint ist damit wohl 1866}, Z.10270 diese Maßregel genehmigt.
Diese neue Nummerirung wurde nach folgenden, bereits in Wien angewendeten Grundsätzen vorgenommen.
1. Jede Gasse und jeder Platz erhielt eine eigene, von der Bezeichnung der Häuser in anderen Straßen unabhängige Nummerirung.
2. Die Benennung einer Straße, oder eines Platzes, im ganzen Gemeindegebiete, darf fernerhin nur einmal vorkommen und erhieten hiernach solche Straßen und Plätze, deren Namen sich bisher wiederholten, neue Benennungen, und Straßenzüge, welche vordem mehrere Namen führten, wurden nur mit einem einzigen Namen bezeichnet.
3. Als Mittelpunkt der Stadt ist der große Platz angenommen worden und die von diesem Platze an der Umkreis des Gemeindegebietes führenden Gassen und Straßen haben auf viereckigen und die sie verbindenden Gassen und Straßen auf runden Tafeln die Namen der Gassen oder Straßen und die Hausnummern in schwarzer Farbe erhalten.
Die Häuser der Plätze haben die Bezeichnung in rother Farbe.
4. Die Nummern jeder Gasse oder Straße beginnen an den, dem Mittelpunkte der Stadt zunächst gelegenen Häusern, auf der linken Seite die ungeraden, auf der rechten die geraden Nummern; einseitige Gassen oder Straßen haben nur ungerade oder gerade Nummern, je nachdem die linke oder rechte Seite verbaut ist.
Die Häuser der Plätze sind mit Nummern fortlaufend im Kreise versehen.
5. Jedes Haus und jeder Bauplatz hat eine Nummer und wenn dessen Fronte in mehrere Gassen oder Straßen geht, auf jeder Fronte die entsprechende Nummer der bezüglichen Gasse.


Neues Orientierungs-Schema für die Landeshauptstadt Brünn. Zugleich Brünner Wegweiser und Fremdenführer. Verfasst über Auftrag des Gemeinderathes auf Grund der neuen Straßenbezeichnung und Häusernummerirung. Brünn: Rohrer, 1867, Einleitung (keine Paginierung).

Samstag, 15. November 2008

Münster: Die goldene Hausnummer wurde zur gläsernen

Als letztes Jahr (vgl. hier) in Münster Auszeichnungen für energiebewußtes Bauen vergeben wurden, wurden diese noch als Goldene Hausnummern bezeichnet, alternativ dazu fand auch die Bezeichnung gläserne Hausnummer Verwendung. In der Pressemeldung zur diesjährigen Verleihung ist nur mehr von der Gläserne[n] Hausnummer die Rede. Was dafür wohl die Motivation gewesen sein mag?
Ein Foto mit stolz in den Händen präsentierten Hausnummern gibt es auch, die auf den Tafeln befindliche Jahreszahl 2007 lässt selbstredend Zweifel darüber aufkommen, dass es dieses Jahr aufgenommen wurde. Hier ein Ausschnitt:
Muenster_GlaeserneHausnummer_2008_det

Update: Laut Auskunft einer Mitarbeiterin der Münsteraner Stadtverwaltung (per Mail) wurde die entsprechende Auszeichnung seit ihrer ersten Vergabe 1997 als gläserne Hausnummer bezeichnet, nur letztes Jahr wurden anlässlich des zehnjährigen Jubiläums die besten Gebäude der vergangenen Dekade mit der Goldenen Hausnummer bedacht.

Freitag, 7. November 2008

Hausnummerierung in Heiligenhaus

Der Online-Ausgabe der Rheinischen Post entnehme ich, dass es eine neue Hausnummern-Publikation gibt: Demnach gibt es in der vom Geschichtsverein Heiligenhaus herausgebenenen Zeitschrift cis hilinciweg (Band 11, vgl. auch hier) einen von Stadtarchivar Hartmut Nolte verfassten Artikel zur Geschichte der Heiligenhauser Hausnummern. Wird von der RP übrigens als ein auf den ersten Blick eher kurioses Thema betrachtet, tz tz, kann ich doch gar nicht nachvollziehen. Ein Ergebnis aus der Studie wird immerhin referiert: Die erste vollständige Überlieferung der Hausnummerierung im Dorf Heiligenhaus und den späteren Heiligenhauser Honnschaften bietet die Bevölkerungs-Urliste der Stadt Velbert aus dem Jahr 1855.

Update: Hehe, völlig korrekt, dass dies laut Patrick Loewenstein in der Netzzeitung nichts für schwache Nerven ist!

Freitag, 24. Oktober 2008

JEMH zur Kulturgeschichte frühneuzeitlicher Straßen

Die aktuelle Ausgabe des Journal of Early Modern History (12.2008/3-4; Zugriff auf die Artikel nur bei Subskription) enthält sieben Beiträge zum Thema Cultural History of Early Modern Streets, darunter einen von Maria Helena Barreiros zu Stadtplanung in Lissabon im 18. Jahrhundert. Eine erste Suche nach numb* in den PDFs brachte allerdings keine Ergebnisse zu etwaiger Behandlung der Hausnummerierung.

Samstag, 11. Oktober 2008

Rezension des Hausnummernbüchleins

Die heutige in Berlin stattfindende Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherung, die unter dem Mott Freiheit statt Angst steht, ist Aufhänger für eine von Frank Brendle verfasste Rezension meines Hausnummern-Büchleins. Sein Fazit: Tantners Bändchen ist, nicht nur durch die zahlreichen Abbildungen, ein kleines Schmuckstück. Die in amüsanten Geschichten verpackten soziologischen und soziohistorischen Abhandlungen zeugen aber auch davon, wie schnell sich die Menschen mit einer neuen Überwachungstechnologie einverstanden erklären.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Präsentation des Hausnummern-Büchleins im Literaturbuffet Lhotzky, 17.10, 19:30

Freitag in einer Woche, 17.10.2008 findet um 19:30 (pünktlich) im feinen Literaturbuffet Lhotzky (1020 Wien, Eingang Rotensterngasse 2/Ecke Taborstraße 28, U2 Station Taborstraße) eine Präsentation meines Hausnummernbüchleins statt, vielleicht auch mit Musikbegleitung. Wenn mit dem Beamer alles klappt, wird es auch ein paar Konskriptionsnummern aus dem 2. und 20. Bezirk zu sehen geben.

Tantner, Anton: Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Marburg: Jonas Verlag, 2007.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Monumentalwerk zu Hausnummerierung erschienen

Vor kurzem erschienen: Bernhard Wittstocks Monumentalwerk, eine gewichtige (mehr als sieben Kilo!) Quellensammlung zur Geschichte der Hausnummerierung:

Wittstock, Bernhard: Die Berliner Hausnummer. Von den Anfängen Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart im deutschen und europäischen Kontext. 5 Bände. Berlin: Pro BUSINESS Verlag, 2008. 2828 S., ISBN: 978-3-86805-192-6, 149 Euro. [Verlags-Info]

Wichtig zu betonen ist, dass diese fünf Bände Materialien nicht nur zur Hausnummerierung in Berlin, sondern auch zu vielen anderen Städten enthalten. Und es gibt jede Menge Fotos von Hausnummern! Eines der Vorworte des Werks stammt von mir, ich bringe es auch hier:

Dass etwas so selbstverständliches wie die Hausnummer eine Geschichte haben könnte, verblüfft zunächst einmal; wer sich mit Hausnummern beschäftigt und davon Kolleginnen und Kollegen erzählt, wird oft mit deren und zuweilen auch dem eigenen Lachen ob dieser Tätigkeit konfrontiert. Zu abwegig erscheint es, sich mit einem solchen Detail zu beschäftigen, zu abstrus, Zeit dafür zu verschwenden. Dass jedoch die Hausnummer in den letzten Jahren zunehmend die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist kein Zufall: Es ist die mediale, durch Computer wie Internet ausgelöste Revolution, die die Geschichte der Adressierung zu einem wichtigen Thema werden lässt; so sind es nicht zuletzt Medienwissenschafter wie Friedrich Kittler,(1) Bernhard Siegert(2) oder Markus Krajewski(3), die sich der Hausnummer zumindest in Randbemerkungen gewidmet haben.
Bis eine umfassende Geschichte dieser Adressierungstechnik – verstanden als einer Sonderform der Kulturtechnik Nummerierung – geschrieben werden kann, ist jedoch noch einiges an Recherchearbeit nötig, denn etliche Fragen bedürfen einer Klärung:
Wie sieht es mit den Anfängen der Hausnummerierung aus? Gibt es ein Herkunftsland, einen Erfinder oder eine Erfinderin, gar eine „Urszene“ der Hausnummer? Oder gilt nicht viel eher – und alles spricht bislang dafür –, was Marx in einer Fußnote zu seinem Kapital festgestellt hat, nämlich, dass „[e]ine kritische Geschichte der Technologie (...) nachweisen [würde], wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört.“(4)
Wie genau steht es um den Zusammenhang zwischen Häuserverzeichnissen und Hausnummern, zwischen nummerierter Liste und der Nummerierung von in diesen Listen aufgeführten Gegenständen? Wie kommt es zu dieser Bewegung oder Verdopplung der Nummer, vom Papier hin auf das Objekt?
Wie funktioniert das Auffinden von Gebäuden in Rasterstädten, seien es antike oder lateinamerikanische?(5) Und schließlich: Wie kommt es zu Entstehung der straßenweisen, wechselseitigen („Zick-Zack“-) Nummerierung? Ist sie tatsächlich – wie es der US-amerikanische Geograph John Pinkerton nahe legt – schon in den USA gebräuchlich, als sie dann Anfang des 19. Jahrhunderts in Paris eingeführt wird?
Immerhin; bei der Frage, um was für einen Typ Zahl es sich bei der Hausnummer handelt, schafft die terminologische Arbeit der Germanistin Heike Wiese Klarheit, die sich mit den verschiedenen Gebrauchsweisen von Zahlen beschäftigte. Wiese unterscheidet drei Arten von Zahlzuweisungen: Erstens die „kardinalen Zahlzuweisungen“, bei denen Zahlen die Kardinalität, also die Anzahl von Elementen innerhalb einer Menge identifizieren, also zum Beispiel eine Menge von Bleistiften – vier Bleistifte – oder eine Menge von Maßeinheiten, wie zum Beispiel: Drei Liter Wein. Zweitens gibt es die „ordinalen Zahlzuweisungen“, bei denen Zahlen den Rang eines Elements innerhalb einer bestimmten Sequenz identifiziert: als Beispiel könnte man hier den dritten Platz eines Marathonläufers bei einem Wettbewerb anführen, wo also die Zahl drei angibt, dass er als drittschnellster im Ziel eingelaufen ist. Zuletzt führt Wiese die „nominalen Zahlzuweisungen“ an, bei denen Zahlen Objekte innerhalb einer Menge identifizieren. Zahlen werden hier als Eigennamen gebraucht, als Beispiele für solche Verwendungsweisen könnte man Hausnummern, Nummern von Bus- und Straßenbahnlinien oder Telefonnummern anführen. Zahlen können Objekten also zu drei Zwecken zugewiesen werden: Erstens zur Bestimmung der Kardinalität von Mengen, zweitens zur Bestimmung des Rangs von Objekten in einer Sequenz und drittens zur Bestimmung der Identität von Objekten in einer Menge; es gibt kardinale, ordinale und nominale Zahlzuweisungen.(6)
Bei der Hausnummer handelt es sich demnach um eine nominale Zahlzuweisung, wobei es allerdings vorkommt, dass sich die verschiedenen von Wiese genannten Gebrauchsweisen vermischen. Dies lässt sich an den 1770 in der Habsburgermonarchie ortschaftsweise eingeführten Hausnummern exemplarisch darstellen: Bei ihnen entsprach – zumindest in der Theorie – die Zahl des letzten Hauses der Anzahl der Häuser der jeweiligen Ortschaft; es war möglich, Listen zu erstellen, in denen neben dem Namen der Ortschaft die Zahl der letzten Hausnummer der Ortschaft geschrieben wurde und man konnte die Zahl der Häuser oder genauer: der vergebenen Hausnummern innerhalb eines Landes bestimmen; so lässt sich zum Beispiel feststellen, dass in den 1770/72 in der Habsburgermonarchie von der Seelenkonskription erfassten Ländern 1,100.399 Häuser nummeriert wurden. Auch die ordinale Zahlzuweisung kann bei Hausnummern eine Rolle spielen, es ist ja keineswegs so, dass es irrelevant ist, welches Haus die Nummer eins bekommt; so berichtet der Chronist des Pariser Stadtlebens, Louis-Sébastien Mercier, dass bei der Vergabe der Hausnummern alle die Nummer eins wollen, alle wollen Cäsar gleichen, keiner möchte in Rom der zweite sein; es könnte doch glatt sein, dass eine noble Toreinfahrt nach einer nichtadligen Werkstatt nummeriert würde, was eine Prise Gleichheit mit sich brächte, vor deren Etablierung man sich wohl hüten muss.(7) Kein Wunder also, dass im Falle der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert, wo in jedem Ort die Hausnummer 1 nur einmal vergeben wurde, oft das Schloss oder der Sitz der Grundherrschaft die Nummer 1 zugedacht bekam.
Die Erforschung der Geschichte der Hausnummerierung bleibt jedenfalls weiter spannend; es ist das Verdienst der vorliegenden, von Bernhard Wittstock in jahrelanger Arbeit zusammengetragenen Anthologie, wichtige Materialien für die künftige Forschung zur Verfügung zu stellen.

(1) Kittler, Friedrich A.: Die Stadt ist ein Medium, in: Fuchs, Gotthard/Moltmann, Bernhard/Prigge, Walter (Hg.): Mythos Metropole. Frankfurt am Main: Suhrkamp es 1912, 1995, S. 228–244, hier S. 238f. (Erstveröffentlichung 1988).
(2) Siegert, Bernhard: Relais. Geschicke der Literatur als Epoche der Post. 1751 – 1913. Berlin: Brinkmann & Bose, 1993, S. 105f., 126f.
(3) Krajewski, Markus: ZettelWirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek. (=Copyrights; 4). Berlin: Kadmos, 2002.
(4) Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Berlin: Dietz Verlag, 34. Aufl., 1993, S. 392, Anm. 89
(5) Vgl. Siegert, Bernhard: Passagiere und Papiere. Schreibakte auf der Schwelle zwischen Spanien und Amerika. München: Fink, 2006, S. 142-150; Ders: (Nicht) Am Ort. Zum Raster als Kulturtechnik, in: Thesis. Wissenschaftliche Zeitschrift der Bauhaus-Universität Weimar 49, 3/2003, S. 92–104. Zum Wegfinden in der Antike siehe: Ling, Roger: A Stranger in Town: Finding the Way in an Ancient City, in: Greece & Rome, 37.1990, S. 204–214.
(6) Wiese, Heike: Sprachvermögen und Zahlbegriff. Zur Rolle der Sprache für die Entwicklung numerischer Kognition, in: Schneider, Pablo/Wedell, Moritz (Hg.): Grenzfälle. Transformationen von Bild, Schrift und Zahl. (=visual intelligence. Kulturtechniken der Sichtbarkeit; 6). Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2004, S. 123–145, hier 127f.
(7) Mercier, Louis-Sébastien: Tableau de Paris. 2 Bände. Paris: Mercure de France, 1994, Bd.1, Kap. 170, S. 403.


Nachtrag 11.10.2008: Hihi, in der Netzzeitung ist Patrick Loewenstein auf das Werk aufmerksam geworden. Nun denn, schön, dass die Wichtigkeit der Hausnummernforschung gewürdigt wird, schließlich gibt es noch viele zu klärende Fragen!

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