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Hausnummerierung

Montag, 21. August 2006

Ein Versuch zur Einführung der Hausnummerierung in Wien, 1753/1754

1753 wird von seiten der habsburgischen Zentralbehörden vorgeschlagen, in Wien eine Seelenbeschreibung durchzuführen. Im Zuge dieser Diskussionen wird auch vorgeschlagen, die Hausnummerierung einzuführen: Zur leichteren Besorgung der aufwändigen Beschreibung sollen alle Häuser in und vor der Stadt sichtlich ober den Fenster des ersten Stoks nummeriert werden, damit ohne lange Nachsprach, wo diese oder jene zu wissen nöthig habende Persohn wohne, jedermann durch den auf dem Beschreibungs-Zettul anmerkenden numerum (...) gleich aufgesuchet werden könne. Gewiss, der Argwohn der boshafte[n] Volckmenge gegen die Neuerung wird befürchtet; um diesen zu entkräften, ist Aufklärung vonnöten: Mit guter Art ist den misstrauischen Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern begreiflich zu machen, dass die Maßnahme der Hausnummerierung blos allein zu besserer Ausf{in}digmachung derer verdächti{g} liederlich und gefährl[ich] Leu{ten} abgeziellet seye. (1) Ihnen ist kundzutun, daß dieses lediglich zu beybehaltung der ruhe, und Sicherheit beschehe und dass dadurch die Stadt rein gehalten werden solle von sich einschleichende gefahrliche, oder verdächtige Leute. (2) - Die Einführung der Hausnummerierung soll demnach als Mittel zur Verbrechensbekämpfung angepriesen werden, ein Argument, dass die Einführung neuer Kontrolltechniken oft begleitet; der Wiener Versuch von 1753, Hausnummern einzuführen, kann damit in Zusammenhang zur Einführung der Hausnummerierung in München 1770 gesehen werden: Dort wird die Nummerierung als Teil der gegen BettlerInnen und VagantInnen gerichteten Maßnahmen eingeführt. (3)
Die Überlegungen zur praktischen Umsetzung sind schon recht fortgeschritten: Die Hauseigentümer sollen dazu verpflichtet werden, jeweils auf eigene Kosten eine Blechtafel in der Höhe und Breite von je einem halben Schuh anzuschaffen; damit der Glanz bey dem Sonnenschein nicht blende, müsse diese grundiert werden. Auch die Länge der darauf zu schreibenden schwarze[n] Zifer wird angegeben: Vier Zoll soll sie betragen. Präzisiert wird auch der Anbringungsort der Tafeln: Sie wären bei Häusern mit großen Toren mitten ober dem Thor zu befestigen, bei Häusern mit kleinen Türen in der Mitte der Breite unter dem Fenster des Ersten Stocks.
Eigens betont wird, dass die Freihäuser nicht von der Nummerierung auszunehmen sind, Kirchen aber sehr wohl; sollte der päpstliche Nuntius Einwände gegen eine Hausnummer haben, so könnte die Nuntiatur als einziges Haus unnummeriert bleiben. Verschiedenerlei Bedenken gegen die Nummerierung äußert der Wiener Magistrat: Sie würde zur Unzierde der Stadt gereichen, und es würden verschiedene Irrungen entstehen, da jene Häuser, wo mehrere in eines zusammengebauet worden seynd mit mehreren zahlen bezeichnet werden müss[t]en. (4)
Seitens des Directoriums werden die Bedenken wider die Nummerierung zunächst verworfen, dann aber doch ernst genommen: Es sei alles ungleiche Aufsehen in publico zu vermeiden, auch könnten die ausländischen Botschafter Anstand an der Nummerierung nehmen, weswegen die sichtbare Hausnummerierung nicht ratsam sei: Nur in den über die Häuser zu führenden Protokollen könne eine solche Nummer eingefügt werden; (5) das Projekt der Hausnummerierung wird damit im März 1754 ad acta gelegt. (6)


(1) Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA), Bestand Hofkanzlei, III A 4 Niederösterreich, Kt. 375, 56 ex Mai 1753: Instruktion für die niederösterreichische Repräsentation und Kammer, 10.5.1753, geschwungene Klammern zeigen Brandverluste an, der Text darin ist nach Bibl, Viktor: Die Wiener Polizei. Eine kulturhistorische Studie. Leipzig/Wien/NewYork: Stein-Verlag, 1927., S. 205 ergänzt.

(2) AVA, Hofkanzlei, IV M 1 Niederösterreich, Kt. 1326, 23 ex März 1754: Protokoll in Austriacis Publicis et Politicis, 21.11.1753, f. 17r-v.

(3) Schattenhofer, Michael: Bettler, Vaganten und Hausnummern, in: Oberbayerisches Archiv, 109, 1/1984, S. 173-175.

(4) AVA, Hofkanzlei, IV M 1 Niederösterreich, Kt. 1326, 23 ex März 1754: Protokoll in Austriacis Publicis et Politicis, 21.11.1753, f. 15r-17r.

(5) AVA, Hofkanzlei, IV M 1 Niederösterreich, Kt. 1326, 23 ex März 1754: Protocollum Commissionis habitae, 4.2.1754, f. 23r; die dazugehörige ah Resolution (f. 27v): placet.

(6) AVA, Hofkanzlei, IV M 1 Niederösterreich, Kt. 1326, 23 ex März 1754: Hofdekret an niederösterreichische Repräsentation und Kammer, 2.3.1754, f. 30v (Einfügung: ohne jedoch dabey einig weitere numerirung vorzunehmen; Bibl, Polizei, S. 203-205 erwähnt diese Rücknahme der Hausnummerierung nicht.

Donnerstag, 17. August 2006

Neue Hausnummern für Buchberg

Es gibt immer noch etliche Ortschaften, in denen die (straßenweise) Orientierungsnummerierung noch nicht eingeführt ist; ein Beispiel dafür ist das schweizerische Buchberg, in dem ab Oktober die neue Hausnummerierung umgesetzt wird, wie das Bülacher Tagblatt berichtet. Man habe das ganze Projekt anfänglich unterschätzt erklärte der Gemeindepräsident. Die alten, ortschaftsweisen Hausnummern waren von der Gebäudeversicherung vergeben worden und wurden als Assekuranznummern bezeichnet.

Mittwoch, 28. Juni 2006

Geburts- und Sterbedaten von Michael Winkler zu korrigieren

Der Schilderfabrikant Michael Winkler konzipierte das 1862 in Wien eingeführte und in modifizierter Form bis heute gültige Hausnummern- und Straßenbeschriftungssystem; auf Grund der Recherchen von Gudrun Behrmann-Zell scheinen die im Historischen Lexikon der Stadt Wien (Hg. Felix Czeike, Bd.5, S.662) veröffentlichten Geburts- und Sterbedaten zu korrigieren zu sein: So wurde Winkler wahrscheinlich nicht 1823 in Wolkersdorf, sondern am 17.7.1822 im mährischen Místek geboren. Weiters ist belegt, dass Winkler 1858 in Gumpendorf 583 (=Millergasse 42-44) wohnte und sich seine 1845 gegründete Fabrik 1912 in der Löhrgasse (vormals Michaelergasse) 17, 1150 Wien befand. Winkler starb am 20.4.1898 in Wien (Mariahilferstraße 118) und ist am Zentralfriedhof begraben.

Winkler, Michael: Winkler's Orientirungs-Plan der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit ihren acht umliegenden Vorstadt-Bezirken. Wien: Selbstverlag, 1863.

Wohlrab, Hertha/Czeike, Felix: Die Wiener Häusernummern und Straßentafeln, in: Wiener Geschichtsblätter, 27.1972, S. 333–352.

Dienstag, 27. Juni 2006

Die Hausnummernklassifikation des Ch. Merruau

Einen der ersten Versuche einer Klassifikation der unterschiedlichen Hausnummernsysteme hat um 1860 Ch. Merruau unternommen, der damit auch gleich als Begründer der vergleichenden Hausnummernforschung angesehen werden kann ;-)
Merruau unterscheidet fünf verschiedene Systeme (vgl. dazu auch meinen Klassifikationsversuch; ich habe vier Systeme unterschieden, weil ich die strassenweise Nummerierung nicht näher aufgedröselt habe):
1.) Die ortschaftsweise Durchnummerierung, bei der den Häusern eines Dorfes oder einer Stadt eine durchgehende Serie von Nummern zugewiesen wird. Nach Merruau findet dieses System (um 1860) in Teilen Italiens sowie in Österreich, Böhmen und Polen Anwendung.
2.) Eine quartiersweise Nummerierung, wie sie in manchen Städten vorkommt (Moskau, Wien, Augsburg, Königsberg, Paris nach 1789); interessanterweise erwähnt Merruau, dass in Wien oft zwei Nummern an den Hauswänden zu finden ist, eine für das Stadtviertel und eine andere für die Stadt. Vielleicht meint er damit einfach, dass von früheren Nummerierungsepochen noch Nummern an den Wänden vorhanden sind.
3.) Die blockweise Nummerierung, bei der der einzelne Häuserblock einen oder mehrere Buchstaben zugewiesen bekommt und innerhalb des Blocks die Häuser durchnummeriert werden. Beispiele: Karlsruhe, Mannheim, Mainz
4.) Die straßenweise Nummerierung, bei der die Nummern zunächst auf einer Straßenseite entlanglaufen, und dann die andere Straßenseite zurück (London, viele englische Städte, Berlin, Dresden, München, Düsseldorf, Pest).
5.) Das französische System mit den geraden Nummern auf einer Straßenseite, den ungeraden auf der anderen. Beispiele: Teile Londons, Manchester, Glasgow, Edinburgh, US-amerikanische Städte, Belgien, viele spanische Städte, Lisabonn, Turin, Neapel, Hamburg, Frankfurt, Warschau, Stockholm, Sankt Petersburg.

Merruau, Ch.: Rapport sur la nomenclature des rues et le numérotage des maisons de Paris. Paris: Mourgues Frères, o.D. [ca. 1860], S. 47f.

Montag, 26. Juni 2006

Hausnummernfotografie Anno 1900

Eines der frühesten mir bekannten Beispiele von Hausnummernfotografie - d.h. das bewusste Fotografieren von Hausnummern - initiierte 1900 die Pariser Commission municipale du Vieux Paris. Anlässlich einer Sitzung dieser Kommission war ein schriftlicher Beitrag von einem Herrn Vial, seines Zeichen Vizepräsident der Société historique et archéologique "Le Faubourg Saint-Antoine" vorgelesen worden, der bemerkt hatte, dass in besagter Faubourg noch einige der 1726 in den Pariser Vorstädten eingeführten Hausnummern vorhanden waren. Die Kommission beschloss daraufhin, seine Angaben zu überprüfen und sandte eine Abordnung an die von Vial genannten Adressen; und tatsächlich, an den angegebenen Orten konnten die alten, in Stein eingravierten Nummern gefunden werden: Bei 30bis rue de Charenton war dies die Nummer 6 und bei 161 rue de Charonne die Nummer 32, wobei in letzteren Fall allerdings angenommen wurde, dass die vorhandene Ausführung nicht vom ersten Versuch stammte, sondern später, nach einer Restaurierung des Portals wieder angebracht worden war. In 64 rue des Boulets fand man eine Nummer 3, in 61 rue de picpus eine in schlechten Zustand befindliche Nummer 14 und in 30 rue Basfroi eine Nummer 4. Zusätzlich zu diesen von Vial angegebenen Nummern konnten noch weitere gefunden werden, nämlich in 98 rue de Charonne eine Nummer 6, in 139 rue de Charonne eine Nummer 25 sowie in 53 rue de Picpus eine Nummer 11. Es wurde daraufhin in Auftrag gegeben, die Nummern zu fotografieren; im Anschluss an das Protokoll der Sitzung findet sich eine Aufnahme des Portals von 98 rue de Charonne mit der Nummer 6. Es wäre selbstredend interessant, nachzurecherchieren, wo die damals gemachten Aufnahmen geblieben sind; die Commission du Vieux Paris gibt es jedenfalls immer noch.
Heute sind übrigens kaum mehr welche der 1900 gefundenen Nummern vorhanden. Auffinden konnte ich nur noch die Numero 6 in 30bis rue de Charenton, die Numero 25 in 139 rue de Charonne sowie die Nummer 32, die ursprünglich in 161 derselben Straße stand; das Portal wurde beim Abriss des Gebäudes samt Nummer neben 24 passage Courtois transferiert.

paris_1726-6_ruedecharrone98_1

paris_1726-6_ruedecharrone98_2

Rapport présenté par M. Lucien Lambeau, au nom de la 1re Sous-commission, sur une communication relative au numérotage des maisons, in: Commission municipale du Vieux Paris. Année 1900. Procès-Verbaux. Paris: Imprimerie municipale, 1901, S. 72–78. (Aufnahme des Portals 98 rue de Charonne mit der n° 6 nach S. 89)

Mittwoch, 21. Juni 2006

Jungle World-Beitrag zu Hausnummern als PDF

Ich habe meinen vor zwei Wochen in der Jungle World erschienen Beitrag zu den Hausnummern nun als PDF (ca. 2,5 MB) ins Netz gestellt, das heisst mit all den schönen Hausnummernfotos:

Tantner, Anton: Wer ist die Nummer 1? Die Hausnummer - was für eine ist das eigentlich? Wo kommt sie her? Was sagt sie aus? in: Jungle World, 23/2006, 7.6.2006, S.28-31.

Mittwoch, 7. Juni 2006

Wer ist die Nummer 1?

Sehr fein, in der heutigen Jungle World befasst sich das Dossier mit den Hausnummern; online gibt es einen Text von mir, nur in der Printfassung zu bewundern sind jede Menge von Hausnummern-Fotos.

Freitag, 26. Mai 2006

Keine Hausnummern in Seoul

Über das komplizierte Adressierungssystem in Seoul, einer Stadt ohne Hausnummern, berichtet Andreas Becker in der Frankfurter Rundschau; bis 2010 soll dort allerdings ein westliches System (...) komplett mit Straßennamen und Hausnummern eingeführt werden.

Sonntag, 23. April 2006

Remapping Mozart

Neben der großen, quasi offiziösen Mozart-Ausstellung in der Albertina (vgl. hier) gibt es auch ein kleineres, äusserst feines Projekt zu Mozart unter dem Titel Remapping Mozart; die erste unter diesem Label gezeigte Ausstellung, die sich u.a. mit Orientalismus und Stereotypen in Mozarts Opern beschaeftigt, ist schon wieder vorbei, Anfang Mai startet im Wiener Stuwerviertel eine weitere Ausstellung zum Thema Regulierungen, Rebellionen und Ausschlüsse (mehr; sehr beeindruckend finde ich auch die nach ein bisschen Runterscrollen auftauchende Timeline 1756-1791). Thematisiert werden dabei netterweise auch die Hausnummern, und ein paar meiner Fotos werden dort zu sehen sein.

Donnerstag, 20. April 2006

Hausnummern zur Zeit Mozarts

Mein Beitrag zum Mozart-Essayband ist nun auch als PDF verfügbar:

Tantner, Anton: Die Hausnummern zur Zeit Mozarts, in: Lachmayer, Herbert (Hg.): Mozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Essayband zur Mozart-Ausstellung. Ostfildern: Hatje Cantz, 2006, S. 141-145. (PDF)

Das Inhaltsverzeichnis des gesamten Bands ist in PDF- und HTML- Format greifbar; auch Verlagsinfo ist vorhanden.

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