Nummerierung
Sehr schön, dieser Artikel über die Rückennummern von Fußballern in der
Jungle World; Anlass dafür ist, dass die Fifa für manche Spiele neue Regelungen erlassen hat. Und es gibt noch einiges zu erforschen:
Seit wann es die Rückennummern im Fußball überhaupt gibt, ist umstritten. Einigen Quellen zufolge kamen sie erstmals am 25. August 1928 in den Spielen des FC Arsenal gegen Sheffield Wednesday und des FC Chelsea gegen Swansea City zum Einsatz. Nach anderen Quellen wurden sie zuerst im englischen Pokalfinale 1933 zwischen dem FC Everton und Manchester City getragen, wobei die Spieler von Everton mit den Nummern 1 bis 11 und die Spieler aus Manchester mit den Nummern 12 bis 22 aufliefen. Gelegentlich heißt es, in Australien sei man sogar noch früher dran gewesen, nämlich 1911 beim »Australian-Football«-Spiel zwischen den Soccer-Teams Leichhardt und HMS Powerful in Sidney. International ist das Tragen von Rückennummern seit 1939 verpflichtend; in Deutschland wurden die Zahlen auf den Trikots mit Beginn der Spielzeit 1948/49 eingeführt.
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Nummerierung - Mi, 10. Sep. 2008, 09:13
Mal ein nummerierter Schädel, aus der Sammlung des Franz Josef Gall im Rollettmuseum in Baden; die Beschriftung lautet: "Nr.44. Dieb. Bäcker 40 Jahre alt. 144 cm³ Gewicht 723 g"
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Nummerierung - Fr, 25. Jul. 2008, 08:54
Evelyn Welchs vor kurzem in Past and Present erschienener Artikel über Lotterien in Italien (Dank an
Josef Pauser für den Tipp) liefert auch ein paar Hinweise auf die Nummerierung von Lotterielosen, die doch ein anderes Bild ergeben als die Usancen bei den
Glückshäfen in der Habsburgermonarchie: Demnach gab es schon 1448 in Mailand - der ersten belegten Lotterie in Italien - nummerierte Lose (S.80), und in Rom wurde 1586 ein Dekret zu erlassen, gemäß dem der Betreiber ein Buch führen musste, in dem der Namen des Los-Inhabers, die Nummer des Loses und das Motto einzuschreiben waren. (S.90 f, zit. Archivio Segreto Vaticano, Miscellanea, Armadi iv–v, vol. 65, no. 128, 8 Nov. 1586: Ordini da osservarsi da quelli che faranno Lotti, over venture in Roma: licentie di fare lotti, over venture in Roma di diversi beni, etiam stabili, & mobili, ori, argenti, gioie, & altri.)
Bei der 1660 in Frankreich errichteten Lotterie wiederum wurden nummerierte Kugeln gezogen (S.73)
Welch, Evelyn: Lotteries in Early Modern Italy, in: Past and Present 2008/199, S. 71-111 [
Volltext (bei Subskription)]
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Nummerierung - Fr, 18. Jul. 2008, 08:42
In der Festschrift zu Karl Vocelkas 60. Geburtstag findet sich u.a. ein Artikel von Josef Pauser zu den Glückshäfen in der Frühen Neuzeit; im Hinblick auf eine Geschichte der Nummerierung ist für mich daran interessant, dass in den von Pauser genannten Fällen die ausgespielten Lose nicht nummeriert waren. Vielmehr funktionierte das Ausspielen in der Regel so, dass die verkauften Lose von den KäuferInnen mit ihrem Namen und charakteristischen Sprüchen und Wünschen beschrieben wurden und dann in einen Topf eingeworfen wurden, während in einem anderem Topf die Gewinnlose bzw. Nieten lagen. Bei der Ziehung wurde gleichzeitig aus den zwei Töpfen jeweils ein Los gezogen, was u.a. den Vorteil hatte, dass jede/r KäuferIn eines Loses einmal aufgerufen werden musste. Eine weitere Variante der Ausspielung bestand darin, dass man nach Bezahlen eines Loses selbst in den Topf (bzw. "Hafen") griff und sich einen Gewinn oder eine Niete zog. (S. 68f)
Die Identifizierung der Lose erfolgte also durch den Namen und den aufgeschriebenen Spruch; manchmal konnte es Probleme geben, wie bei einer 1564 in Wien erfolgten Ausspielung, bei der es in einem Fall eine Namensgleichheit der Loskäufer gab: Zwei Personen namens Christoph Portner, der eine ein Diener des Hofzahlmeisters Fuchs, der andere ein Einkäufer von Erzherzog Karl, hatten Lose erworben. Es war üblich, die Lose durch einen persönlichen Reim oder Spruch noch weiter zu kennzeichnen und dann in einen der Töpfe einzulegen. Eindeutiger Gewinner eines eingefassten Kleinods im Wert von 57 Gulden war der Hofzahlmeistersdiener, was durch den Spruch auch bewiesen werden konnte. Den Gewinn brachte allerdings der andere Christoph Portner an sich, und erst nach langen Verhandlungen und gegen eine Ersatzzahlung wurde der Gewinn an den richtigen Portner übergeben. (S.72f, nach WSTLA, OKAR 1565 1/98/2, fol 196v-198r).
Übrigens mussten die Veranstalter der Glückshäfen vor Ausspielung ein Verzeichnis der Gewinne erstellen; so verordnet die Glückshafenordnung von 1627, dass ain verläßliche und specificirte verzeichnus aller und jeder ihrer waaren und gewineter libell-weiß zu dem obrist spill-grafenambt in Wien zu schicken sei. (S.94). Zumindest manchmal scheint es sich dabei um ein nummeriertes Verzeichnis gehandelt zu haben, denn bei dem besagten Glückshafen von 1564 ist einmal die Rede von einem Gewinn Nr. 88, der erst 1568 an den Gewinner zugestellt werden konnte. (S.72)
-Es gibt also noch einiges zu erforschen, insbesondere wäre die Literatur zum Lottospiel nach Hinweisen zur Nummerierung von Losen durchzusehen.
Pauser, Josef: „Weil nun der Reichthum so Zuckersüß ...“ Glückshäfen in der frühneuzeitlichen Jahrmarkts- und Festkultur Österreichs, in: Scheutz, Martin/Valeš, Vlasta (Hg.): Wien und seine WienerInnen. Ein historischer Streifzug durch Wien über die Jahrhunderte. Festschrift für Karl Vocelka zum 60. Geburtstag. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2008, S. 65–98.
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Nummerierung - Di, 24. Jun. 2008, 09:53
In seinem sehr informativen Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam beschreibt Leopold Freiherr von Zedlitz in dankenswerter Deutlichkeit die kontrollierende Kraft der Nummerierung:
Eckensteher (die), eine der Hauptstadt eigenthümliche Art Arbeitsleute, welche aber, wie der Name schon andeutet, noch häufiger in einer erwartenden Unthätigkeit, als in einer nützlichen Beschäftigung angetroffen werden; ein Umstand, welcher nicht aus Mangel an Gelegenheit zur Arbeit, sondern mehr aus einer gewissen speculativen Indifferenz und einem bequemen Erwarten der Dinge, die ihrer Meinung nach noch einträglichern Lohn, als das ihnen Gebotene oder Zukommende abwerden sollen, hervorgeht. Eine sehr nothwendige, seit einigen Jahren eingeführte polizeiliche Kontrolle und Bezeichnung durch Nummern hält diese, früher nur durch ihre derbe Eigenthümlichkeit bekannte, in neuerer Zeit aber dramatisirte, niedere Volksklasse in möglichen Schranken, wodurch sich die Behörde ein nicht geringes Verdienst um das Publikum erworben hat. Im Ganzen werden sie mehr gescheut als zu Dienstleistungen benutzt, da traurige Erfahrungen der verschiedensten Art das Publikum veranlaßt haben, sich lieber auf irgend eine andere Weise Dienstleistungen zu verschaffen, als sich diesen stereotypen und numerirten Straßen-Lakaien anzuvertrauen.
Zedlitz, Leopold Frhr v: Neuestes Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam zum täglichen Gebrauch der Einheimischen und Fremden aller Stände. Berlin: Eisersdorff, 1834. ND Leipzig: Zentralantiquariat der DDR, 1979, S.159f.
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Nummerierung - Di, 27. Mai. 2008, 09:00
In seinem Buch über Breslau beschreibt Julius Krebs folgenden Gebrauch von Blechmarken mit Nummern:
Wie anders {als in manchen öffentlichen Gärten, wo es kein ungezwungenes Volksleben gibt} ist es dagegen in Pöpelwitz vor dem neuerbauten Kaffeehause am Walde; wie frei, wie sicher wandelt sich's unter den grünen, hohen Eichenhallen, unter dem muntern Gewühl, für welches Raum genug ist im gastlichen Natursaal, der von einem guten Concert einladend wiederhallt. Und da kommen die Spaziergänger in bunten Gruppen, suchen die einfachen Plätze auf, und die Mutter eines jugendfrohen Kreises übergibt feierlich unter den nöthigen Winken dem eiligen Marqueur eine dicke Familendüte mit gemahlnem Kaffee, indeß der Papa Bier bestellt. Aber auch der Einzelne, der Elegant schämt sich nicht, der beflügelten Grünschürze seine schlanke Kaffeedüte aufzudringen, und der Marqueur verzieht nicht eine Miene des philantropischen Gesichts, sondern gibt höflich dagegen eine Blechmarke mit draufgeschlagner Nummer. Denn es ist eine patriarchalische Sitte, so alt als das Kaffeetrinken der Breslauer selbst, in öffentliche Gärten Kaffee und Zucker mitzubringen, und die Blechmarke gilt als Empfangschein des Wirths, gegen welche die fertige Portion, deren Nummer der Marqueur schmetternd ausruft, eingelöst wird. An Bereitungsgebüren, für's Geräth und die gelieferte Sahne empfängt er einen bescheidenen Silbergroschen.
Krebs, Julius: Wanderungen durch Breslau und dessen Umgebungen nebst weitern Ausflügen. Breslau: M. Friedländer, 1836, S. 294 f.
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Nummerierung - Fr, 23. Mai. 2008, 09:00
In einer Berlin-Topographie von J. P. Kux bin ich auf die Berliner Eckensteher gestoßen:
Das Heer der Eckensteher steht unter polizeilicher Aufsicht; sie tragen deshalb Nummern wie die Droschken.
Kux, J. P.: Berlin. Eine aus zuverlässigen Quellen geschöpfte genaue und neueste Charakteristik und Statistik dieser Residenz und ihrer Umgebungen. Berlin: Cornelius, 1842, S. 82.
Projekt Gutenberg hat noch mehr zu bieten, nämlich eine mit 1832/1845 datierte Skizze von Adolf Glaßbrenner:
Unter allen Plebejern des stolzen Berlins verdienen sie als die zahlreichste und merkwürdigste Klasse zuerst genannt zu werden; wer je durch die großen und schönen Straßen der preußischen Residenz gewandelt ist, dem wird gewiß diese komische Nation aufgefallen sein, die sich durch ihre Sitten, durch ihren immerwährenden Durst, durch ihre Faulheit und ihre grenzenlose Gleichgültigkeit gegen Alles, was in ihnen und um sie vorgeht, (mit Ausnahme von Prügeleien) und durch einen handfesten Witz auszeichnen.
Sie sind bei Alt und Jung unter dem Namen »Eckensteher« bekannt; (...) Seitdem ihnen von Obrigkeits wegen ein Schild mit einer Nummer gegeben ist, heißen Sie auch Schildkröten.
Die Kleidung dieser Straßen-Beamten ist höchst einfach und zerrissen; sie tragen gewöhnlich eine Jacke die lächerlich ist, ja man sieht sogar welche, die barwade (Göthe sagt: barhaupt) gehen. Auf dem linken Arm hat jeder ein Schild mit einer Nummer – damit man sie im Falle des Greifens bei der Polizei fassen kann – über ihren Schultern hängt eine Hilfe (hilflos sind wenige), und ihre Kopfbedeckung ist eine Mütze, auf welche die wechselnden Farben des Schicksals so viel Eindrücke gemacht haben, daß man ihre ursprüngliche Farbe selten erkennen kann. Die Schildkröten stehen oder sitzen vielmehr an einer Straßenecke, von der ein Branntweinsladen nicht fern ist. Ihr Charakter ist menschenfreundlich, unbescheiden und standhaft; sie tragen Alles mit Geduld und fordern hernach 10 bis 15 Silbergroschen. Das Nebengeschäft dieser Leute ist Meubel karren und Wäsche rollen, zu ihren Hauptgeschäften gehört: Müßiggang, Schnapstrinken und – Prügeln.
Und die Wikipedia kennt dann noch den
Eckensteher Nante mit der Konzessionsnummer 22, über den Glaßbrenner ein Stück geschrieben hat.
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Nummerierung - Fr, 9. Mai. 2008, 09:00
Habe ich in Umberto Ecos Geschichte der Hässlichkeit entdeckt: Einen Ausschnitt von Antoine-Jean Gros' Gemälde
Bonaparte bei den Pestkranken von Jaffa (1804, Louvre). Jetzt müsste man nur noch mehr in Erfahrung bringen über die Bedeutung der Nummern. Bezogen sich die auf Regimenter?
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Nummerierung - Mo, 31. Dez. 2007, 12:31
Es sind die kleinen Unterschiede, die's ausmachen: Obwohl in den böhmischen und österreichischen Ländern 1777, also sieben Jahre nach der Hausnummerierung, die Türnummern als so genannte "Familiennummern" eingeführt wurden gibt es heute wichtige Unterschiede in ihrer Verwendung: In Wien kennt jeder seine Türnummer, sie sind zumeist an den Türen angeschrieben und werden für die postalische Adressierung verwendet. In Prag ist das anders: Gerald Schubert von Radio Prag, der letzte Woche mit mir ein Hausnummern-Interview führte, erzählte mir, dass es zwar in Prag auch theoretisch Türnummern gibt, diese aber im Alltag keine Bedeutung haben. Probleme gibt's nur, wenn bestimmte Behörden, z.B. die Stadtwerke, die Angabe der Türnummer in irgendwelchen Formularen verlangen. Dann ist umständliches Nachforschen nötig, welche Türnummer man denn habe, denn auch die Vermieter kennen diese nicht. Dafür wiederum wird oft bei alltäglichen Adressenangaben die popisné číslo, also die Konskriptionsnummer zusätzlich zur straßenweisen Orientierungsnummer angegeben.
-Hm, das wäre doch Anlass genug für eine Onlineumfrage: Wie sieht's in Eurer/Ihrer Stadt aus? Gibt's dort Türnummern? Kommentare und Erlebnisberichte auch aus bereisten Städten sind willkommen!
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Nummerierung - Di, 4. Dez. 2007, 09:00
Als Friedrich Nicolai 1781 Wien bereist, fallen ihm im Spital zur Heiligen Dreifaltigkeit die nummerierten Krankenbetten auf:
Die Krankenzimmer sind hoch und geräumig, und die Betten stehen weit von einander ab, so daß im Durchschnitt auf jeden Kranken ein Raum von ohngefähr 24 Quadratschuhen kömmt. Jedes Bett hat seine Nummer; zum Haupte desselben eine Tafel, welche zu Anmerkung verschiedner im Verlauf der Krankheit vorkommender Umstände bestimmt ist, und worauf außerdem der Name des Kranken, der Tag seines Eintritts ins Spital, und, im Fall er in ein andres Bett gelegt worden, seine vorige Nummer aufgeschrieben wird; ferner noch eine kleinere am Fuß des Bettes hängende Tafel, worauf die tägliche Kost des Kranken angemerkt wird.
NICOLAI, Friedrich: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781. Berlin/Stettin 1783. ND Hildesheim u.a.: Olms, 1994 (=Gesammelte Werke; 16. Hg. von FABIAN, Bernhard/SPIECKERMANN, Marie-Luise), Beilage zum 3.Bd., S.74.
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Nummerierung - Di, 30. Okt. 2007, 09:00